von Nicole Frischknecht
Mehr als ein Drittel der Studierenden an der ETH kommen aus dem Ausland und immer mehr Schweizer*innen entscheiden sich dafür, ein Semester im Ausland zu verbringen, wenn nicht sogar den ganzen Abschluss an einer ausländischen Universität zu absolvieren. Diese Austausche wurden erst durch Innovationen wie dem Fliegen ermöglicht, aber um einen Austausch in vollen Zügen geniessen zu können, braucht es mehr als nur die physische Anwesenheit. Die Globalisierung, die in den letzten Jahrzehnten ein stärkeres Ausmass angenommen hat, hat das Erlebnis des Studierens im Ausland stark geprägt.
Die Sprache, die alles ermöglicht
Was wohl das Leben in einem anderen Land am meisten vereinfacht, sind unsere fortgeschrittenen Sprachkenntnisse. Englisch wird immer wichtiger in der heutigen, modernen Gesellschaft. Die Sprache ermöglicht das Kommunizieren mit Leuten aus der ganzen Welt. Posts auf Social Media, die international Menschen erreichen, sind in Englisch. Viele Jugendliche lernen die universelle Sprache über die Medien als Ergänzung zur Schule. Kein Wunder, dass es auch immer mehr Anglizismen in unserer deutschen Sprache gibt, und noch mehr in der Umgangssprache. Englisch hat die Globalisierung sehr erleichtert: Es ist viel einfacher, mit Personen am anderen Ende der Welt zu verhandeln, wenn man miteinander kommunizieren kann. Englisch ermöglicht auch, dass ausländische Studierende an der ETH studieren können. Viele Kurse sind auf Englisch gehalten, so dass sie nicht nur für die deutschsprachigen Studierenden geeignet sind. (Kleiner Insider: auch die Polykum Redaktionssitzungen finden immer auf Englisch statt.) Auch wenn man selbst einen Austausch im Ausland machen will, kann man sich fast darauf verlassen, dass man sich mit dieser Sprache verständigen kann – was schon einmal eine wichtige Rolle spielt bei der Entscheidungsfindung.
Der Einfluss von Social Media
Durch Social Media werden Menschen überall auf der Welt miteinander vernetzt. Durch das Teilen von Lebensausschnitten können aber auch falsche Vorstellungen entstehen, wie das Leben von anderen Personen aussieht. Durch diese Vergleiche kann man mit dem eigenen Leben unzufrieden werden und die Lebensfreude verlieren. Instagram und Co. haben ein gewaltiges Potential, sich negativ auf die mentale Gesundheit ihrer Nutzer*innen auszuwirken. Aber man darf die sozialen Medien nicht nur negativ sehen, sie eröffnen auch viele neue Möglichkeiten: Einerseits können Reisende mit ihrer Familie und ihren Freund*innen aus der Heimat in Kontakt bleiben und andererseits Freundschaften in der neuen Region finden. Es ist einfach für Austauschstudierende, über Instagram-Seiten, die zwar nicht offiziell mit der ETH verbunden sind, Menschen, die an der ETH studieren, wiederzufinden oder anzuschreiben. Jemand aus Deutschland, der sich überlegt hat, an die ETH zu kommen, hat mich mal angeschrieben und gefragt, wie das Studieren hier so ist. Ich habe ihm gerne Auskunft gegeben und werde wahrscheinlich das Gleiche tun wie er, wenn ich mal in einer ähnlichen Situation bin.
Die sozialen Medien stellen auch eine grosse Informationsquelle dar. Auch wenn jede*r eine eigene «For-You-Page» hat, gibt es gewisse Informationen, die fast alle Nutzer*innen erreichen. Es gibt Trends, die viele beeinflussen – egal, ob es um Mode, Netflix-Serien oder Challenges geht. Diese Infos gehen um die ganze Welt; auch wenn man sich in einem fremden Land befindet, wird man sicher jemanden finden, der dieselben Trends mitbekommen hat. So wird man Gemeinsamkeiten mit Leuten aus anderen Ländern entdecken, die den gleichen Content gesehen haben.
Das Studierendenleben
Aber nicht nur wegen Trends und sozialer Medien wird man gut Bekanntschaften schliessen können. Es gibt viele Arten, Sport zu treiben, und man wird auch im Ausland sicher einen Verein finden, um sein Hobby weiterführen zu können, und Menschen, die die gleiche Leidenschaft teilen, kennenlernen. Auch über akademische Sportangebote, wie unser beliebtes ASVZ, kann man super Leute treffen. Die Vielfalt der Sportangebote hat in den letzten Jahren enorm zugenommen, was mehr Personen die Möglichkeit gibt, mitzumachen. Dazu kommen die verschiedenen Anlässe der Studierendenvereine, die ebenfalls viele Chancen eröffnen, neue Freundschaften zu schliessen.
Die schöne Vielfalt unserer Welt
Immer stärker wird der ganze Globus miteinander vernetzt. Es gibt in vielen Grossstädten eine Chinatown – ein Stadtviertel gegründet von Chines*innen, die in ein fremdes Land ausgewandert sind und einen Teil ihrer Kultur mitgebracht haben. Man sieht Werbung für Schweizer Uhren auf dem Times Square in New York. Man kann in praktisch jedem Land in einem McDonalds essen. Die Globalisierung nimmt einen immer grösseren Teil unseres Lebens ein und eröffnet immer wieder neue Möglichkeiten. Natürlich wollen Reisende den Teil ihrer ausgewählten Destination sehen, den es nicht in jeder anderen Stadt gibt. Aber gerade, wenn man sich in einem Austausch befindet, geben einem solche kulturellen Durchmischungen ein Gefühl der Verbundenheit mit der Welt. Diese Vernetzung macht es heute einfacher, in fremden Ländern die Heimat etwas weniger zu vermissen.
Ein Blick in die Zukunft
Der Trend von Studierenden aus dem Ausland ist in den letzten Jahren gestiegen und wird wahrscheinlich nicht so schnell abflachen. Wieso auch, wenn man diese grossartige Möglichkeit hat? Es wird in Zukunft auch immer leichter und müheloser werden. Durch das Fliegen wird das Reisen bereits jetzt stark vereinfacht, aber das wird nicht immer die verbreitetste Transportmöglichkeit sein. Die Zukunft wird sicherlich neue Innovationen mit sich bringen. Englisch ist so wichtig geworden, dass unsere Kinder vielleicht mal zweisprachig aufwachsen werden. Durch die vielen Vernetzungen lernen wir heute unterschiedliche Kulturen viel früher und besser kennen und sind so offener ihnen gegenüber geworden. Wenn man die Möglichkeit hat, ein anderes Land mehrere Monate lang kennenzulernen, sollte man sie nutzen. Man wird Erfahrungen sammeln, die man nie wieder vergisst. Deswegen ist die heutige Zeit definitiv die richtige, um einen Austausch zu wagen.
Nicole Frischknecht, 19,
studiert Gesundheitswissenschaften und Technologie und zieht gerade einen Austausch in Italien in Erwägung.