Das Circular Engineering for Architecture Lab (CEA) baut momentan ein Gebäude – bestehend nur aus Bauabfällen – wie das ETH-Magazin «Globe» berichtete. Das Grundgerüst besteht dabei aus wiederverwendeten Holzleisten. Doch wie wird Holz sonst eigentlich im Bausektor verwendet? Jener Sektor, der momentan nicht als nachhaltig gilt, da er 2019 für 38 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich war.
Wieso Holz?
Holz gilt als ökologisch vorteilhafter Baustoff, weil durch seine Verwendung der Atmosphäre Kohlendioxid (CO2) für die Lebensdauer der Produkte – hauptverantwortlich für den Treibhauseffekt – entzogen wird. Dies, da wachsendes Holz über die Fotosynthese CO2 speichert.
Dazu zwei Fakten: Erstens reduziert jeder Kubikmeter Holz, der als Ersatz für einen anderen Baustoff verwendet wird, die CO2-Emissionen in der Atmosphäre durchschnittlich um 1,1 Tonnen Kohlendioxid. Zweitens werden über die Lebensdauer eines Produktes 0.9 Tonnen CO2 pro Kubikmeter Holz aus der Atmosphäre entzogen und im Holz gebunden.
Weitere Vorteile
Da Holzprodukte als CO2-neutral gelten, sind also nur die aus der Herstellung resultierenden zusätzlichen Treibhausgasemissionen klimarelevant. Aufgrund der einfachen Bearbeitbarkeit ist in der Regel nur ein geringer Energieinput nötig. Allerdings kann der Einsatz von Klebern, Folien und Stahlverbindungen aus Gründen der baulichen Stabilität das Treibhausgasprofil negativ beeinflussen.
Für die Verwendung spricht, dass Holz als warmes Material gilt, das Gemütlichkeit ausstrahlt und somit ein angenehmes Wohnklima schafft. Zudem lassen sich Bauteile auch nach ihrer Nutzung stofflich weiterverwenden. Falls eine Weiterverwendung nicht mehr sinnvoll ist, können diese immer noch zur Energiegewinnung dienen. Dabei wird CO2 abgegeben, das aber vom nachwachsenden Wald wieder aufgenommen werden kann. Der Kohlenstoffkreislauf wird auf diese Weise geschlossen.
Wieviel Holz ist denn eigentlich da?
32 Prozent der Schweizer Landesfläche sind mit Wald bedeckt. Jede Sekunde wachsen in der Schweiz 0.30 Kubikmeter Holz nach. Aufsummiert entspricht dies alle vier bis sechs Minuten dem Bedarf für den Bau eines Holzhauses. Auswertungen von Josef Kolb in «Holzbau mit System» aus dem Jahr 2007 zeigen jedoch, dass in der Schweiz nur ca. 55 Prozent des Holzzuwachses auch verwendet werden. Es gibt also noch Kapazität.
Vorbehalte gegenüber Holz
Der grösste Vorbehalt gegenüber dem nachwachsenden Baumaterial ist die angenommene fehlende Feuerbeständigkeit. Gemäss einer Umfrage zu Zukunftsmärkten der Forst-Holz-Kette (ZUFO) halten 51 Prozent der Befragten Holz für überhaupt nicht feuerbeständig. Weiter wird oft angenommen, dass Holz ein wenig dauerhafter Baustoff sei. Dabei stimmt dies gar nicht. Technologische Verarbeitungsprozesse und Lackierungen gewährleisten die Tragfähigkeit im Brandfall und eine Gesamtnutzungsdauer von 80 bis 100 Jahren ist möglich. Unter anderem deshalb ist das Bauen mit Holz keine Utopie, sondern realistisch und machbar. Und stellt einen Weg dar, der CO2-neutrales Bauen ermöglicht und eine Entwicklung hin zu mehr Wiederverwendung aufzeigt, wie es auch die Forschungsgruppe des CEA vormacht.
Nikolaus von Moos, 23,
hat hoffentlich bald den Bachelor in Gesundheitswissenschaften und Technologie abgeschlossen und zeltet gerne draussen in der Natur.